»Bei vielen Gerichtsentscheidungen, die man in der Presse liest, fragt man: Ist es wirklich möglich, dass so geurteilt wurde? Der Angeklagte scheint eindeutig schuldig und dennoch wird er freigesprochen. Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich Elisa Hoven in ihrem Buch »Dunkle Momente«.

Die Staatsanwältin Eva Herbergen beschließt, nach 30 Jahren ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Doch wie kam es zu dieser Entscheidung? Über neun verschiedene Fälle hinweg begleiten wir Evas Weg und erkennen: Nicht immer ist ein vorschnelles Urteil gerechtfertigt.

In einem der Fälle zeigt sich etwa, dass ein alter Mann, der eigentlich Opfer eines Raubüberfalls werden sollte, keineswegs aus Notwehr gehandelt hat. Stattdessen schoss er ohne unmittelbare Bedrohung auf den Einbrecher. Um sich im Nachhinein zu rechtfertigen, ruft er Eva Herbergen an und gibt vor, seiner Enkelin bei einer juristischen Hausarbeit helfen zu wollen – dabei erkundigt er sich nach den rechtlichen Bedingungen der Notwehr. Anschließend inszeniert er den Tathergang so, dass er als reines Opfer erscheint, das sich lediglich verteidigt hat. Obwohl Eva versucht, echte Gerechtigkeit herzustellen, steht das Urteil bald fest und auch die öffentliche Meinung ist schnell hergestellt.

Elisa Hoven, Professorin für Strafrecht, zeigt in ihrem Buch die moralischen Dilemmata, denen sich Anwälte und Richter stellen müssen, sobald sie einen neuen Fall übernehmen. Sie macht deutlich: Auch bei scheinbar eindeutigen Sachverhalten lohnt sich ein zweiter Blick, um zu verstehen, was wirklich geschehen ist und welche Beweggründe letztlich zu einer Tat geführt haben.

»Dunkle Momente« ist ein spannendes Buch, das eindrucksvoll vermittelt, wie schwer es manchmal fällt, konsequent für die Opfer einzustehen – und wie schnell sich die Rollen von Täter und Opfer verschieben können.«

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