»Magda Goebbels ist bekannt als „Mutter des Nationalsozialismus“ und als erste Dame in Hitlers Reich. Bis heute existieren zahlreiche Propagandabilder aus der Zeit des Nationalsozialismus, in denen sie als ideale Hausfrau inszeniert wird. Doch wie erlangte Magda Goebbels diesen Titel? Diese Frage steht im Mittelpunkt von Nora Bossongs neuem Roman „Reichskanzlerplatz“, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Nora Bossong,die Lyrik, Essays und Romane schreibt, schaffte es bereits 2019 mit ihrem Roman „Schutzzone“ auf die Longlist des Deutschen Buchpreis. „Reichskanzlerplatz“ beleuchtet den Aufstieg Magda Goebbels aus der Perspektive des homosexuellen Liebhabers Hans Kesselbach, der Fritz Gerber, einem tatsächlichen Liebhaber von ihr nachempfunden ist.

Hans begegnet Magda zunächst als Stiefmutter seines Schulfreundes Helmut Quandt. Magda, jung, schön und klug, wird von Hans und Helmut auf ein Podest gehoben. Gemeinsam gehen sie ins Kino oder spazieren in Parks, doch Hans fühlt sich dabei oft ausgeschlossen. Nach Helmuts frühem Tod im Alter von 19 Jahren entwickelt sich eine Affäre zwischen Hans und Magda.

Nach dem Scheitern ihrer ersten Ehe zieht Magda Goebbels auf den Reichskanzlerplatz und radikalisiert sich zu der Figur, die wir heute kennen. Dort begegnet sie auch ihrem späteren Ehemann Joseph Goebbels und Adolf Hitler. Hans schildert diese Zeit mit einer distanzierten Haltung, und man erlebt wie er sich allmählich zum Mitläufer entwickelt – ihm scheint es gleichgültig, ob die Gesellschaft demokratisch bleibt oder dem Nationalsozialismus verfällt.

Über 20 Jahre begleiten wir Magda und Hans und sehen, wie Magda zunehmend in das Nazi-Regime eingebunden wird. Hans hingegen bemüht sich, so unpolitisch wie möglich zu bleiben und spielt damit dem NS-Staat ungewollt in die Hände. Der Zerfall der Weimarer Republik und der Aufstieg Hitlers werden nur beiläufig erwähnt, was die Leser dazu bringt sich zu fragen, wie Hans angesichts dieser Entwicklungen so neutral bleiben kann, obwohl er selbst einer der verfolgten Gruppen angehört.«

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