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07 Februar
Literatur und Poltik - Dystopie und Ideologie
17:00 - 19:00
Parkbuchhandlung
Am Michaelshof 4B, 53177 Bonn
18€

Die Übersetzer Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Die beiden bekannten Litera­tur­über­setzer stellen sich und uns die Frage, in welcher Weise Literatur politisch sein kann und wie Übersetzer damit umgehen.

Frank Heibert stellt den US-Autor George Saunders vor, der politische Dystopien schreibt, zum Beispiel in seinem neuen Erzählband »Tag der Befreiung« oder dem jüngst auf Deutsch erschie­nenen Buch »Die kurze und furcht­erre­gende Regent­schaft von Phil« - eine groteske, treff­si­chere und atemver­schla­gende Polit­pa­rabel, die ‚furcht­erregend‘ zum ameri­ka­ni­schen Wahlkampf 2024 passte. Es ist, als hätte Saunders 2004, als er diese schrieb, schon Trump voraus­geahnt; Saunders spitzte damals die aktuelle Wirklichkeit in Richtung dysto­pi­scher Zukunft zu (vieles ist mittler­weile einge­troffen oder übertroffen). Er warnt uns durch Drastik, was bei ihm immer auch kombi­niert ist mit seinem skurrilen und menschen­freund­lichen Humor.

Kurz wird Frank Heibert auch auf seine Neuüber­setzung von George Orwells dysto­pi­schem Klassiker »1984« (1949) eingehen. In solchen Romanen erleben wir Literatur in expli­ziter Weise politisch. Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel disku­tieren auch, wie Übersetzer litera­risch kraft­volle Texte übersetzen können, deren Autoren politisch fragwürdig sind. Hinrich Schmidt-Henkel hat beispiels­weise 30 Jahre lang den berühmt-berüch­tigten franzö­si­schen Autor Louis-Ferdinand Céline übersetzt, als letztes »Tod auf Raten« (1936) und »Krieg« (1934). Werke, in denen Célines wider­wär­tiger Antise­mi­tismus zwar noch nicht zu spüren ist, aber der Übersetzer, der sich den Blick des Autors auf die Welt beim Übersetzen zu eigen machen muss, weiß ja dennoch, wer hier spricht. Hinrich Schmidt-Henkel wird uns präsen­tieren, wie sein Céline auf Deutsch klingt.

Wie dieses Problem von notwen­diger Nähe und notwen­diger Distanz bei der Arbeit zu handhaben ist, davon werden beide berichten. Auch Frank Heibert hatte einen in dieser Hinsicht schwie­rigen Autor zu übersetzen, den Italiener Curzio Malaparte mit seinem Antikriegs­roman »Die Haut« (1949).

 

© Christa Holka

Frank Heibert

Frank Heibert, geboren 1960 in Essen, ist Jazzmu­siker und Übersetzer. Er übersetzt aus dem Engli­schen, Franzö­si­schen, Italie­ni­schen und Portu­gie­si­schen, u. a. William Faulkner, Don DeLillo, Richard Ford, Yasmina Reza, Boris Vian und Aldo Busi. Er wurde mit dem Ledig-Rowohlt-Preis für litera­rische Übersetzer, dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Strae­lener Überset­zer­preis der Kunst­stiftung NRW ausge­zeichnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

© Gorm K. Gaare

Hinrich Schmidt-Henkel

Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, lebt in Berlin. Er übersetzt u.a. auch Jean Echenoz, Édouard Louis, Jon Fosse, Tomas Espedal und Tarjei Vesaas. Ausge­zeichnet wurde er u. a. mit dem Jane Scatcherd-Preis, dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Litera­tur­fonds und dem Strae­lener Überset­zer­preis der Kunst­stiftung NRW (zusammen mit Frank Heibert).

 

 

 

 

George Saunders »Die kurze und furcht­erre­gende Regent­schaft von Phil«

Willkommen in Innen-Horner, einem Land, das so klein ist, dass darin nur eine einzelne Person Platz hat. Der Rest der Bevöl­kerung muss in der Kurzzeit­auf­ent­haltszone des umlie­genden Landes Außen-Horner warten, bis getauscht wird – so haben es die sonder­baren, nicht ganz mensch­lichen Bürge­rinnen und Bürger des Landes vereinbart. Doch als Innen-Horner eines Tages plötzlich schrumpft und drei Viertel seines aktuellen Bewohners über die Grenze in das Gebiet von Außen-Horner ragen, sehen die Außen-Horne­riten eine Invasion im Gange und geraten in den Bann des macht­hung­rigen und autori­tären Phil. Es ist der Beginn seiner kurzen, dafür umso schreck­li­cheren Regent­schaft…

George Saunders erzählt mit unver­gleich­lichem Witz eine zutiefst seltsame und doch seltsam vertraute Geschichte über Macht und Ohnmacht und die ewig verfüh­re­rische Kraft der Demagogie – ein „Animal Farm“ für unsere Zeit.

 

 

 

George Saunders »Tag der Befreiung«

»Tag der Befreiung« versammelt so virtuose wie einfühlsame Erzäh­lungen über die Gefäng­nisse, in denen wir stecken, die ganz realen und die einge­bil­deten. Sie handeln von Macht und Moral, Liebe und Verlust, von der Sehnsucht nach mensch­licher Verbindung und dem Versuch, sich von allem zu befreien. Und davon, dass die Befreiung manchmal die noch größere Katastrophe ist.

George Saunders erzählt mir großer Klarsicht von einer zutiefst verun­si­cherten Gesell­schaft: Da ist der Großvater, der in einer nicht allzu fernen dysto­pi­schen Zukunft einen Brief mit einer zärtlichen Warnung an seinen Enkel schreibt. Oder die Mutter, die ein Unrecht an ihrem Sohn sühnen möchte, dabei jedoch nur noch größeres Unrecht verur­sacht. Oder der Obdachlose, der sich zu einer Gehirn­wäsche bereit­erklärt und doch eingeholt wird von seinem früheren Leben. Oder der unter­ir­dische Vergnü­gungspark, in dem Hölle gespielt wird und der alles auf die Probe stellt, was wir für die Wirklichkeit halten…

 

 

 

Louis-Ferdinand Céline »Krieg«

Flandern im Herbst 1914. Gleich zu Beginn des Kriegs wird der junge Soldat Ferdinand schwer verwundet. Unter furcht­baren Bedin­gungen operiert, kommt er halb tot ins Militär­kran­kenhaus, wo eine Kranken­schwester ihn pflegt, die ihn sexuell so anzieht wie er umgekehrt sie. Das Rauschen im Ohr raubt Ferdinand den Schlaf, viel schlimmer aber sind die Bilder im Kopf. Zurück im Leben, freundet er sich mit dem Zuhälter Bébert an und gibt sich zügel­losem Vergnügen hin. Er überlistet den Tod, befreit sich von dem Schicksal, das ihm bestimmt war.

Die betäu­bende Gleich­zei­tigkeit von Kriegs­grauen, Natur­schönheit, mensch­licher Verrohung, Zynismus und Liebes­sehn­sucht macht die Einzig­ar­tigkeit dieses Buches aus. Ein unver­gess­licher Roman über die Hölle, die die Menschen sich gegen­seitig bereiten.

Details der Veranstaltung

Datum: 07 Februar 2026.
Uhrzeit: 17:00 - 19:00
Ort: Parkbuchhandlung
Navigation zu: Parkbuchhandlung
Adresse: Am Michaelshof 4B, 53177 Bonn
Telefon: 0228 352191
Event-Kategorie: Lesungen
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