Der Bonner Stadtschreiber 2022, Albrecht Selge, liest aus seinem neuen Roman, an dem er während seiner Zeit in Bad Godesberg geschrieben hat. Die Moderation übernimmt Malte Boecker, Direktor des Beethovenhauses.
Abschiede, Neuanfänge, Geheimnisse: ein Mensch in der Mitte seines Lebens oder schon darüber hinaus. Während sein Vater im Sterben liegt, suchen er und seine Frau noch einmal unbeschrittene Wege, nicht nur in der Liebe. Ihre nicht mehr kleinen Kinder entfernen sich zusehends, müssen dabei um ihr eigenes gefährdetes Glück ringen.
Alle Menschen sind hier einander unlösbare Rätsel und doch zugleich tief verbunden. Und Rätsel bleiben sie auch sich selbst. Was bleibt vom Gewesenen, wo wollen wir hin? In immer neuen Varianten und Anläufen umkreist «Silence» die einfachen und doch größten Fragen des Lebens.
Der Erzähler sehnt sich nach der Schönheit der Stille und fürchtet sich vor dem Verstummen, vor dem Sturz ins endgültige Schweigen. Reisen führen ihn nach Bonn, Prag, Brüssel oder Teheran, zu einer Eremitin und ins eigene Innere, in magisch scheinende Vergangenheiten und in lustvolle Abgründe.
Ein Roman voller Trauer und voller Hoffnung, voller Musik, Sehnsucht und Liebe, auch immer wieder von bizarrer Komik – dicht, gedankenscharf, persönlich.
Albrecht Selge ist in unterschiedlichen literarischen Gattungen zuhause und hat für jede eine eigene Sprache entwickelt. In all seinen Romanen entfaltet er mit viel Empathie und Witz das Innenleben seiner Figuren und stellt zugleich eine Distanz in der Schilderung des Rätselhaften und Widersprüchlichen her.
Sein Werk umfasst eindringliche Gesellschaftsporträts, die er sowohl in seinem Roman Fliegen als auch in der fantasievollen Road-Novel Trunkene Fahrt zeigt, um nur zwei seiner früheren Veröffentlichungen zu erwähnen. In seinem Roman Beethovn umkreist der Autor den Bonner Komponisten aus der Perspektive unterschiedlicher Figuren und beleuchtet den berühmten Sohn Bonns so von ganz neuen Seiten. 2022 stellte er seine literarische Wandelbarkeit durch den Jugendroman Luyánta – Das Jahr in der Unselben Welt, den er für seine Tochter schrieb, unter Beweis.