Bevor sie sich auf die U-Bahngleise legt, kündigt Mette, 15, in TikTok-Videos ihr Vorhaben an. Niemand reagiert – gerettet wird sie trotzdem. Der Selbstmordversuch verwirrt ihr privilegiertes Umfeld: Bislang hat sie professionell die Leistung des hochbegabten Kindes abgeliefert – Mettes Strategie, um unter dem Radar einer Welt zu bleiben, deren Verlogenheit sie frustriert. Dann lernt sie Jo kennen, zehn Jahre älter, brillant und voller Wut, ein Verbündeter. Als Anti-Influencer hat er sich ein Following aufgebaut und rekrutiert Mette für den Kampf gegen den Mainstream. Ein Spiel beginnt, dessen Regeln sie nicht durchschaut. Mit gleißender Klarheit und schneidendem Witz zeigt Julia von Lucadou einen Ausschnitt unserer Gegenwart, in der die digitale und reale Wirklichkeit sich komplett durchdringen.
Julia von Lucadou wurde 1982 in Heidelberg geboren und ist promovierte Filmwissenschaftlerin. Sie arbeitete als Regieassistentin, Redakteurin beim Fernsehen und als Simulationspatientin; sie lebt in Biel, New York und Köln. Ihr erster Roman Die Hochhausspringerin (2018) stand auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis und wurde mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. 2018 residierte sie als Stadtschreiberin in Bad Godesberg.
»Lucadous Sätze sind so transparent wie die gläserne Architektur, die ihre Figuren umschließt, ihre Worte so präzise gewählt, als würde jemand permanent aus dem Off das Achtsamkeitslevel checken.«
Anja Kümmel, Zeit Online, 08.09.18
Der Posaunist Mikael Rudolfsson (geboren 1987 in Stockholm) hat sich schnell als einer der interessantesten und kreativsten Solisten der europäischen Neue Musik-Szene etabliert. Seine Vorliebe für die Musik der Gegenwart führt ihn zu Festivals wie Wien Modern, Donaueschinger Musiktage oder Festival Internacional Cervantino Guanajuato.
Er wurde mit 20 Jahren Soloposauinst des Gävle Symfoniorkesters in seinem Heimatland Schweden, bevor er für weitere Studien nach Deutschland zog. Er studierte Posaune in Göteborg und Hannover sowie Kammermusik in Basel. Am Schauspiel Hannover war er in mehreren Theaterproduktionen zu sehen, unter anderem in dem Stück »Atlas der abgelegenen Inseln«, das 2015 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.
Als Solist spielte er mit Orchestern und Ensembles in Deutschland, Slowenien, Russland, Mexico, Norwegen und Schweden, wie dem Ensemble Modern und dem Far East Philharmonic Orchestra.
In einer Reihe eigener Projekte und kreativer sowie ungewöhnlicher Konstellationen kann er sich künstlerisch frei entfalten: bei Uraufführungen mit dem international besetzten Ensemble Schwerpunkt, als Trio HDR mit seinen schwedischen Freunden David Huang, Klavier und Filip Draglund, Trompete oder mit akustischem Elektro als Mitglied des Orchester im Treppenhaus.
Mikael Rudolfsson ist seit 2017 Mitglied des Klangforum Wien. Er wurde 2020 an die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien zum Professor für Posaune berufen.
In Kooperation mit dem Literaturhaus Bonn.