Wir starten unsere neue Reihe »Graphic Novel auf die Bühne«: Die Besucher sollen auf eine ganzheitliche künstlerische Reise geführt werden, die mit Musik, Sprache und Kunst durch das Leben und die Musik des estnischen Komponisten Arvo Pärt führt. Die musikalische Rahmengestaltung übernehmen Victoria Granlund-Kaftan (Sopran), Moritz Ter-Nedden (Violine) und Alexander Vorontsov (Piano). Als Sprecher durch den Abend führt der letztjährige Bonner Stadtschreiber Albrecht Selge.
Diese außergewöhnliche Graphic Novel verfolgt den Werdegang des weltberühmten Komponisten Arvo Pärt von seiner Kindheit im okkupierten Estland bis zu dem Jahr 1980, als er auf Druck der sowjetischen Regierung mit seiner Familie nach Wien emigrierte. Auf Grundlage jahrelanger Recherchen zeichnet Joonas Sildre in kurzen Episoden das stimmungsvolle Portrait eines bescheidenen, rastlosen Künstlers, der auf seiner Suche nach Sinn und einer eigenen Musiksprache auch nicht die Konfrontation mit der Staatsmacht scheute. Seine größte Inspiration fand Pärt in alter sakraler Musik, die schließlich zur Grundlage seines Tintinnabuli-Stils wurde. Die Graphic Novel wurde 2018 anlässlich der Eröffnung des Arvo-Pärt-Zentrums in Laulasmaa / Estland veröffentlicht und mehrfach ausgezeichnet.
Joonas Sildre (*1980) ist Comic-Künstler, Illustrator und Grafikdesigner. Er studierte Grafikdesign an der Estnischen Kunstakademie und arbeitet heute als freischaffender Künstler. Sildre hat rund 30 Kinderbücher illustriert und mit »Zwischen zwei Tönen« die erste Graphic Novel in estnischer Sprache verfasst. Er hat an Kunsthochschulen unterrichtet, Anthologien herausgegeben und Comicfestivals organisiert. Er ist Mitbegründer des Estnischen Comicverbands. Sildre lebt mit seiner Familie in Tallinn.
Victoria Granlund-Kaftan ist Sopranistin und Gesangspädagogin aus dem Schwedischen Småland. Ihr siebenjähriges Gesangsstudium schloss sie 1998 (Höskolan för scen och musik) bei Prof. Rut Jacobsson ab. Als Gast sang sie an vielen Opern- und Konzerthäusern wie der Semperoper Dresden, der Staatsoper Nürnberg, dem Landestheater Niederbayern und dem Staatstheater Augsburg. Von 1999-2003 war sie an der Oper Göteborg als Solistin engagiert und von 2002-2013 am Theater Bielefeld festes Ensemblemitglied. In dieser Zeit erschloss sich ihr ein breites Opernrepertoire von Barock über Klassik bis hin zur zeitgenössischen Musik und Musical. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Großraum Bonn.
Der Geiger Moritz Ter-Nedden gehört zu einer Generation von herausragenden jungen Musikern, die neue Wege in der klassischen Musik beschreiten. Nach dem Studium in Detmold bei Thomas Christian und Hannover bei Ulf Schneider und Oliver Wille führte ihn seine künstlerische Neugier zu einer Vielzahl von musikalischen Projekten: Er wurde mit dem Boris Pergamenschikow Preis zur Vermittlung neuer Musik ausgezeichnet, spielt regelmäßig Uraufführungen neuer Werke und arbeitet unter anderem mit Helmut Lachenmann, Kaan Bulak, Max Andrzejewski und Benjamin Scheuer zusammen.
Als Konzertmeisters spielt und konzipiert er Projekte mit dem Orchester im Treppenhaus, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, neue Konzertformate zu entwickeln und an ungewöhnlichen Spielorten klassische Musik einem jungen Publikum zu präsentieren. Sein musikalischer Fokus liegt vor allem auf der Kammermusik, viele Jahre spielte er im Daphnis Quartett und gründete 2019 das Trio Solaris. Erspielt eine Violine von Joseph Gagliano aus dem Jahr 1789.
Der 1995 geborene Pianist russischer Herkunft, der aus einer musikalisch-sportlichen Familie stammt, begann das Klavierspielen im Alter von vier Jahren. Anfangs wurde er von seiner Mutter unterrichtet, bis er im Alter von elf Jahren das Frühstudium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover begann. Bis zu seinem Studienbeginn lernte er bei Lehrer Michail Schalamov, Elena Margolina-Hait und Hinrich Alpers. 2013 begann er sein Klavierstudium beim finnischen Pianisten Matti Raekallio, 2017 wechselte er in die Klasse von Lars Vogt, der ihn bis zu seinem Tod als Lehrer und Mentor unterstützte.
Alexander Vorontsov machte in der Vergangenheit sowohl durch sein hochsensibles Spiel als auch mit gut durchdachten Interpretationen auf sich aufmerksam; musikalisch zeichnen ihn klangliche Transparenz und ein hohes musikalisches Verständnis aus. So bezeichnete die Musikkritikerin Barbara Kaiser ihn als einen der »musikalisch intelligentesten Klavierspieler seiner Altersgruppe«.
Albrecht Selge, geboren 1975 in Heidelberg, studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und Wien. Sein begeistert aufgenommenes Debüt »Wach« (2011) wurde für den Alfred-Döblin-Preis nominiert und mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis des Harbour Front Literaturfestivals Hamburg ausgezeichnet. Die folgenden Romane »Die trunkene Fahrt« (2016), »Fliegen« (2019) und »Beethovn« (2020) wurden nicht weniger gelobt. 2022 erschien sein Jugendroman »Luyánta«. Albrecht Selge lebt als freier Autor und Musikkritiker mit seiner Familie in Berlin. 2022 hatte er für drei Monate den Posten des Bonner Stadtschreibers in Bad Godesberg inne.