Der Bonner Soziologe Hans-Georg Soeffner im Gespräch mit dem israelischen Autor Natan Sznaider über Israel, die Shoah und die Parallelen zu Rassismus und Kolonialismus.
Natan Sznaider, 1954 in Mannheim geboren, ist ein israelischer Soziologe. Er lehrt seit 1994, zunächst als außerordentlicher Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv, wo er seit 1996 den Lehrstuhl für Soziologie besetzt und „Soziologie des Holocaust“ unterrichtet. Schwerpunkte seiner Forschungen sind Kultursoziologie, Politische Theorie, Hannah Arendt, Globalisierung, Kosmopolitismus, Erinnerung und Shoah. In mehreren Büchern und Essays lotet Sznaider die jüdische politische Theorie von Hannah Arendt aus.
Hans-Georg Soeffner (* 16. November 1939 in Essen) ist ein deutscher Soziologe und emeritierter Professor der Soziologie an der Universität Konstanz. Er ist Mitglied des Vorstandes und Fellow im KWI Essen sowie Senior Fellow im Exzellenzcluster der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er führt außerdem den Vorsitz im Beirat Wissenschaft und Zeitgeschichte des Goethe-Instituts. Von 2007 bis 2011 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
Was unterscheidet Rassismus und Antisemitismus? Natan Sznaider über das Verhältnis des Holocaust zu den Verbrechen des Kolonialismus.
International wird schon lange über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust diskutiert. Werden jüdische Opfer in der Erinnerung gegenüber den afrikanischen Opfern bevorzugt? Die Debatten rund um das Humboldt Forum zwingen nun auch Deutschland, sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen. Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus? Hannah Arendt und Edward Said waren nicht die Einzigen, die schon früher solche Fragen gestellt haben. Bei ihnen findet Natan Sznaider Ideen und Argumente, um die heutige Diskussion voranzubringen. Wird es am Ende möglich sein, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren?