Ingo Schulze hat die Geschichte des Antiquars Norbert Paulini aus Dresden-Blasewitz geschrieben, einer Gegend, die der Autor schon als Schüler kennenlernte. Man wundert sich zunächst über die altertümliche Sprache, den getragenen Stil. Nichts weißt darauf hin, wer hier überhaupt spricht: „Im Dresdner Stadtteil Blasewitz lebte einst ein Antiquar, der wegen seiner Bücher, seiner Kenntnisse und seiner geringen Neigung, sich von den Erwartungen seiner Zeit beeindrucken zu lassen, einen unvergleichlichen Ruf genoss.“ Das geht so weiter. Es ist von „Knaben“ die Rede, vom „verbrauchten Odem einer von Schmieröl gesättigten Luft“. Es ist spannend zu erfahren, warum sich Ingo Schulze dieses Stils bedient? Und warum hier ein Buchmensch glorifiziert wird, nur weil er ein Buchmensch ist? „Die rechtschaffenen Mörder“ ist im Grunde eine raffinierte Konstruktion, die eine aktuelle Frage stellt: Wie konnte es passieren, dass jemand, der zu DDR-Zeiten ein bewunderter Intellektueller war; ein Mann, belesen wie kein Zweiter, dessen Buchladen an Samstagvormittagen zum Treffpunkt für Gesprächsrunden, geisteswissenschaftliche und Lesungen junger Gegenwartsautoren wurde – wie konnte dieser Mann zum Rechtsradikalen werden?
Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren und lebt in Berlin. Nach dem Studium der klassischen Philologie in Jena arbeitete er zunächst als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Bereits sein erstes Buch »33 Augenblicke des Glücks«, 1995 erschienen, wurde sowohl von der Kritik als auch dem Publikum mit Begeisterung aufgenommen. »Simple Storys« (1998) wurde ein spektakulärer Erfolg und ist Schullektüre. Es folgten das Opus magnum »Neue Leben« (2005), die Erzählungen »Handy« (2007) und »Orangen und Engel« (2010) sowie die Romane »Adam und Evelyn« (2008) und »Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst« (2017), für den Ingo Schulze mit dem Rheingau Literatur Preis ausgezeichnet wurde und der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. Zudem veröffentlichte Ingo Schulze Essays und Reden, darunter »Was wollen wir?« (2009) und »Unsere schönen neuen Kleider« (2012), sowie das Künstlerbuch »Einübung ins Paradies« (2016). Im Frühjahr 2020 erscheint der Roman »Die rechtschaffenen Mörder«. Ingo Schulzes Werk wurde auch mit internationalen Preisen ausgezeichnet und ist in 30 Sprachen übersetzt.
»›Die rechtschaffenen Mörder‹ stellt die richtigen Fragen zu unserer Zeit«
Denis Scheck, ARD/Druckfrisch
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