Ein deutscher Auswanderer in New York – im Spionagenetzwerk der deutschen Abwehr
Ulla Lenze legt einen wirkmächtigen Roman über die Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkriegs vor. Die Geschichte über das Leben des rheinländischen Auswanderers Josef Klein, der in New York ins Visier der Weltmächte gerät, leuchtet die Spionagetätigkeiten des Naziregimes in den USA aus und erzählt von politischer Verstrickung fernab der Heimat.
Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Josefs verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.
Die 46-Jährige schreibt erfolgreiche Romane über Schuld, Moral und politische Verantwortung. Dabei ist ihr Stil mitreißend und lakonisch zugleich. Ihr neuester Roman „Der Empfänger“ ist frisch in diesem Jahr im Klett-Cotta Verlag erschienen. Andere bekannte Werke sind „Schwester und Bruder“ und „Die endlose Stadt“. Erst kürzlich wurde ihr der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld zuerkannt. Ihr neuster Roman „Der Empfänger“ ist für den Uwe-Johnson-Preis nominiert.
Mit der Einrichtung des zu Ehren der kulturell engagierten Ferdinande Boxberger (1914 bis 2014) so benannten Literaturstipendiums für den Bonner Stadtschreiber mit Residenz in Bad Godesberg soll nicht nur Bonn, sondern der Stadtteil eine weitere kulturelle Attraktivität hinzugewinnen.
»Ulla Lenze macht ihrem Protagonisten keinen Prozess, sondern lässt die Leser an seinem Ringen mit sich teilhaben.«
Eva Behrendt, DIE ZEIT
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