In einem Konzert mit Lesung durchstreifen Kaan Bulak & Ensemble und Claudia Hamm die Erschütterungen und Einsichten, in die uns die Gegenwart zwingt.
Kaan Bulak, beeinflusst von seinen beiden Heimatstädten Istanbul und Berlin, fand zu seiner einzigartigen Art des Komponierens jenseits geographischer oder kultureller Grenzen. Auf der Bühne atmen elektronische Klänge gemeinsam mit Streichern.
In seiner neuen Komposition Illusions beschäftigt sich Bulak mit Realität und Illusion in unserer Welt, genauso wie der französische Autor Emmanuel Carrère und seine Übersetzerin Claudia Hamm, die dessen Stimme auf Deutsch gestaltet. Carrères jüngstes Buch Yoga, das den Terrorismus in Paris und die Schriften des Patanjali, die Tragödie von Migranten und die Poesie von Catherine Pozzi streift, ist, ähnlich wie die expressive und suggestive Musik von Kaan Bulak, eine Kunst, Gegensätze zu versöhnen – was die eigentliche Bedeutung des Sanskrit-Worts Yoga ist.
ist eine Carte-Blanche für Experimente und ein offenes Format für Uraufführungen neuer Werke, Arrangements alter Musik und die Suche nach Klangwelten inklusive eigens hierfür entwickelter Technologien. In der Kernbesetzung ein tiefes Streichquartett (Violine, Viola, Cello, Kontrabass), das vom Augmented Piano sowie Elektronik erweitert wird.
Das Ensemble entstand durch Konzerte von Podium Esslingen und nahm gemeinsam im ZKM Karlsruhe auf, als Bulak dort Künstler-in-Residenz im Rahmen von #bebeethoven war. In dieser Zeit entwarf er ebenfalls den 360° Lautsprecher namens Lynch mit dem Berliner Lautsprecherbauer Martion Audiosysteme, welcher unter dem Flügel und hinter dem Ensemble den einzigartigen elektroakustischen Konzertklang ermöglicht. Zu hören war dieser Klang seit 2018 bislang auf Bühnen wie dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, Beethovenfest Bonn, Schloss Elmau, Mozartfest Würzburg und ZKM Karlsruhe.
Violine: Moritz Ter-Nedden
Viola: Friedemann Slenczka
Cello: Stefan Hadjiev
Kontrabass: Kristina Edin
Klavier & Elektronik: Kaan Bulak
Alles beginnt gut: Emmanuel Carrère erfreut sich eines gelungenen Lebens und plant ein feinsinniges Büchlein über Yoga. Heiter und sachkundig will er seine Erkenntnisse über die »inneren Kampfkünste« darlegen, die er seit einem Vierteljahrhundert praktiziert. Bei seinen Recherchen in einem Meditationszentrum läuft noch alles bestens, doch dann wird er eingeholt: vom Tod eines Freundes beim Anschlag auf Charlie Hebdo, von unkontrollierbarer Leidenschaft , Trennung und Verzweiflung. Sein Leben kippt, eine bipolare Störung wird diagnostiziert und Carrère verbringt vier quälende Monate in der Psychiatrie, wo er versucht, seinen Geist mit Gedichten an die Leine zu legen.
Entlassen und verlassen lernt er auf Leros in einer Gruppe minderjähriger Geflüchteter ganz anders Haltlose kennen, aber findet auch Trost durch Musik und Gespräch. Zurück in Paris stirbt sein langjähriger Verleger, und doch gibt es am Ende auch wieder Licht.
Denn Yoga ist die Erzählung vom mal beherrschten, mal entfesselten Schwanken zwischen den Gegensätzen. Durch eine schonungslose Selbstanalyse zwischen Autobiografie, Essay, Chronik und Roman gelingt Carrère der Zugang zu einer tieferen Wahrheit: was es heißt, ein in den Wahnsinn der heutigen Welt geworfener Mensch zu sein.
Claudia Hamm, geboren 1969, ist Regisseurin, Autorin von Theatertexten und Essays und Literaturübersetzerin, v.a. von Emmanuel Carrère, aber auch Mathias Énard, Édouard Levé, Nathalie Quintane, Ivan Jablonka, Joseph Ponthus, Joseph Andras. Für ihre Übersetzung von Carrères Das Reich Gottes wurde sie für den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse nominiert und erhielt den Übersetzerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2016.
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