Lesung und Konzert zu Ehren des großen Schriftstellers. Die Schauspielerin Helene Grass liest aus den neu entdeckten Erzählungen, Novellen und Skizzen des jungen Autors, entstanden vor dem Jahrhundertwerk. Übersetzer und Herausgeber des Bandes Bernd Schwibs wird eine Einführung in die Recherche und die neuen Texte geben. Das Solaris Klaviertrio spielt dazu Debussy und Ravel.
Marcel Proust: Der geheimnisvolle Briefschreiber.
Im Herbst 2019 begeisterte ein sensationeller Fund das französische Feuilleton: neun frühe, bislang vollkommen unbekannte Novellen, Skizzen und Erzählungen des jungen Marcel Proust, entstanden lange vor dessen Jahrhundertwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Aufgetaucht waren diese Texte im Nachlass des französischen Verlegers Bernard de Fallois, der in den 50er Jahren über Proust promovieren wollte und dafür Einblick erhielt in Material, das beim Tod des Autors nicht vernichtet worden war. Er gab das Vorhaben auf – und die Texte gerieten in Vergessenheit.
Ein mysteriöser Verehrer entpuppt sich als Verehrerin; ein Hauptmann erinnert sich an eine homoerotische Begegnung, ohne sie als solche zu erkennen; eine gute Fee beschert dem Helden als Ausgleich für Krankheit und Leiden künstlerische Kreativität: Proust stimmt hier sein Instrumentarium für die Abfassung seines großen Romanwerks. Aber warum hat er diese Texte nie veröffentlicht? Hatte er Angst vor dem Skandal, den die bemerkenswert offene Thematisierung von Homosexualität hätte provozieren können, wie der Herausgeber vermutet? Fest steht: in diesen Versuchen steckt bereits die ganze Zukunft von Prousts Jahrhundertepos.
Marcel Proust
Marcel Proust wurde am 10. Juli 1871 in Auteuil geboren und starb am 18. November 1922 in Paris. Sein siebenbändiges Romanwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ist zu einem Mythos der Moderne geworden.
Eine Asthmaerkrankung beeinträchtigte schon früh Prousts Gesundheit. Noch während des Studiums und einer kurzen Tätigkeit an der Bibliothek Mazarine widmete er sich seinen schriftstellerischen Arbeiten und einem – nur vermeintlich müßigen – Salonleben. Es erschienen Beiträge für Zeitschriften und die Übersetzungen zweier Bücher von John Ruskin. Nach dem Tod der über alles geliebten Mutter 1905, der ihn in eine tiefe Krise stürzte, machte Proust die Arbeit an seinem Roman zum einzigen Inhalt seiner Existenz. Sein hermetisch abgeschlossenes, mit Korkplatten ausgelegtes Arbeits- und Schlafzimmer ist legendär. In Swanns Welt, der erste Band von Prousts opus magnum, erschien 1913 auf Kosten des Autors im Verlag Grasset. Für den zweiten Band, Im Schatten junger Mädchenblüte, wurde Proust 1919 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Die letzten Bände der Suche nach der verlorenen Zeit wurden nach dem Tod des Autors von seinem Bruder herausgegeben.
Stimmen zum Buch
»Im schreibenden Schüler steckt hier schon der Meister.«
Der Tagesspiegel
»Eine Sensation.«DIE ZEIT
»Die Sammlung, übersetzt von Bernd Schwibs und vom Suhrkamp Verlag zum 150. Proust-Geburtstag … in einem besonders schönen Bändchen vorgelegt, erlaubt den Blick auf die Anfänge, die tastenden Schritte eines jungen Mannes bei der Erprobung seiner literarischen Möglichkeiten.«Klaus Bellin, neues deutsch
Trio Solaris
Nachdem Simone Drescher, Moritz Ter-Nedden und Amadeus Wiesensee im Rahmen des PODIUM Festivals Esslingen 2019 erstmals zusammen musizierten, gründeten sie im darauffolgenden Jahr das Trio Solaris. Bereits wenige Monate nach seiner Gründung wurde das Trio im Februar 2021 für den Ensemble-Sonderpreis “Ton und Erklärung” des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft nominiert. Auftritte im Jahr 2021 führen das Ensemble u. a. in die Abtei Marienmünster, auf die Nordseeinseln Norderney und Sylt sowie zu Videoaufnahmen ins Bonner Beethovenhaus.
Benannt hat sich das Trio nach der visionären Verfilmung des gleichnamigen Romans durch den russischen Kult-Regisseur Andrei Tarkovsky: “Solaris” ist ein Planet in einem fernen Sonnensystem, der eine ganz eigene Form von Intelligenz zu besitzen scheint. Gerade durch seine Fremdartigkeit übt er eine starke Faszination aus und steht sinnbildlich für die Erweiterung unserer Erkenntnis durch das Unbekannte. Dieser Gedanke spiegelt sich auch in der Repertoirewahl des Ensembles wider. Neben zentralen Werken der Trio-Literatur, wie Beethovens Erzherzog-Trio oder Ravels Klaviertrio, ist es dem “Trio Solaris” ein Anliegen, die ganze Fülle des vielfältigen Musikschaffens des 20. Jahrhunderts in seinen Programmen zu präsentieren – darunter Stücke wie die “Trois Nocturnes” des in die USA emigrierten jüdischen Komponisten Ernest Bloch oder das stilistisch einzigartige Werk “Spell” des dänischen Siemens-Musikpreisträgers Per Nørgård.
Helene Grass
Die Film- und Theaterschauspielerin erhielt ihre Ausbildung an der renommierten Otto Falckenberg Schule in München. Danach nahm sie Theater-Engagements u.a. in Zürich, Hamburg, Basel, Dresden und Freiburg wahr und ist in der Spielzeit 2018/2019 auf Tournee mit dem Théâtre National de la Colline. Sie wirkte in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen mit, wie zuletzt für die Serie „World on Fire“, die für die BBC gedreht wurde. Seit 2015 spielt sie als Rechtmedizinerin im Hauptcast der Krimiserie „Rentnercops“.
Außerdem arbeitet Helene Grass als Sprecherin bei verschiedenen Hörfunksendern (RBB, NDR, WDR u.a.), liest Hörbücher ein und ist als Moderatorin tätig.Gemeinsam mit ihrem Vater trat sie in einer literarisch-musikalischen Produktion über die Dichter der Romantik auf, die unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn oder die andere Wahrheit“ vielerorts gefeiert wurde. Helene Grass inszeniert unterschiedlich musikalisch-literarische Programme wie „Hilde, Cole und wir“ und „Berlin Hinterhof“ in denen sie auch als Sängerin auftritt. 2016 hat Helene Grass zudem die Künstlerische Leitung des Literatur- und Musikfestes „Wege durch das Land“ übernommen.“ Mehr zu Helene Grass gibt es hier.
Bernd Schwibs
»Auf Proust schwört er immer noch. Dabei kannte Bernd Schwibs den Schriftsteller schon in- und auswendig, als er ihn vor sieben Jahren im »Kulturtip« der Sonntagszeitung als Vademecum auf Frankfurter Alltagskulturmeilen wie dem Oeder Weg empfahl. Schließlich hatte er die revidierte Werkausgabe als Lektor bei Suhrkamp maßgeblich mitbetreut. »Das verliert man nicht«, sagt er und meint seine Vorliebe für die Welt des untergehenden Adels, den Proust und Musil so eindrücklich schildern. Eine Neigung zum Nostalgischen lasse ihn privat immer wieder zu Proust greifen.« Mehr zu Bernd Schwibs in der FAZ