Lena Schättes Roman "Das Schwarz an den Händen meines Vaters" ist ein schonungsloses literarisches Debüt, das sich tief in die Themen Alkoholismus, Familie und Scham eingräbt. Mottes Vater ist Arbeiter, Trinker, Spieler und trägt nicht nur physisch das Schwarz an seinen Händen: Die dunkle Seite seiner Sucht und die Verletzungen, die er seiner Familie zufügt, prägen Mottes ganzes Leben. Auch ihr Großvater war bereits alkoholabhängig und schon von klein auf lernt sie, dass es die Aufgabe der (Ehe-)Frauen ist, das Lügenkonstrukt einer normalen Familie aufrechtzuerhalten. In dem Versuch, nicht wie ihre Mutter und Großmutter zu werden, beginnt sie selbst zu trinken – kopiert die Suchtmuster ihres Vaters.

Die Autorin erzählt in fragmentierten, eindringlichen Episoden. Nicht linear, sondern wie Gedankenblitze tauchen Szenen aus ihrer Kindheit vor ihr auf, dann wieder aus ihrem erwachsenen Leben – manche schmerzhaft klar, manche verschwommen. Die Sprache ist dabei bewusst reduziert, fast nüchtern und gerade das macht sie so wirkungsvoll. Es gibt kein Pathos, keine sentimentalen Ausschmückungen, nur die klare, ehrliche Auseinandersetzung mit ihrem Vater, der vor allem als Mensch voller Ambivalenzen dargestellt wird. Motte liebt ihren Vater, leidet aber gleichzeitig unter und mit ihm.

Familiärer Schmerz, das zeigt Schättes Roman, ist nicht immer laut. Oft ist er still, alltäglich und steht zwischen den Zeilen geschrieben. So nutzt die Autorin auch keine wörtliche Rede, setzt Worte lediglich kursiv, unterscheidet nicht zwischen Gedachtem und Gesagtem. Das Schwarz an den Händen meines Vaters ist kein leichter Roman. Er macht sichtbar, was Kinder spüren, auch wenn es unausgesprochen bleibt und wie sehr wir von unserem frühkindlichen Umfeld geprägt sind.

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