»Im heutigen Blickpunkt steht Steven Uhly, der einen Thriller vorgelegt hat, bei dem mir das Herz gefror. Nicht ausschließlich wegen des todbringenden Plots, sondern weil Uhly hier einen Thriller in einer rasiermesserscharfen und genreuntypisch-sachlichen Sprache verfasst. Dieser wie mit dem Seziermesser geschriebener Roman gewinnt so eine außergewöhnliche literarische Qualität.

Abid Malik, ein junger Kriminalbeamter in Berlin, folgt der dringenden Empfehlung seines Vorgesetzten, sich einer Therapie zu unterziehen. Ein von ihm bearbeitetes Sexualverbrechen beeinträchtigt sein Seelenleben. Die Indizien verweisen auf einen sadomasochistischen Hintergrund, die Identität der Leiche kann nicht festgestellt werden. Aufschluss gibt ein Video, das anonym zugespielt wurde. In den zwölf Gesprächen zwischen Malik und seiner Therapeutin erfährt der Leser Einzelheiten und Zusammenhänge des Verbrechens und wie es sämtliche Betroffenen aus ihren gewohnten Bahnen wirft. Dieser sozusagen aus zweiter Hand erzählte Fall ist ein geschickter erzählerischer Trick, der noch mehr Distanz zum Geschriebenen schafft. Alle Beteiligten versuchen, die Augen vor einer schrecklichen Wirklichkeit zu verschließen. Und allmählich wird deutlich, dass es hier nicht nur um einen kriminalistischen Fall geht, sondern um Zusammenhänge, die tief in der Gesellschaft, in der wir leben, verwurzelt sind.

Steven Uhly hat einen finsteren Thriller geschrieben, dessen Protagonisten immer wieder scheitern. Sein Porträt einer Gesellschaft und deren Herrschaftsmechanismen bleiben uns unerklärlich. Etwas für tiefsinnige Krimifans, die auf hohe literarische Qualität Wert legen.«

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