»Nicht alle Tage stolpere ich über ein Buch, das mich so erfasst und bewegt wie das Debüt von Callan Wink, „Big Sky Country“. Es ist wie geschaffen zum Vorlesen und ich will hier die Reihe der Bücher fortsetzen, aus denen ich meiner Mutter am Telefon vorgelesen habe. Schon der Vorspann stimmt auf diese Entwicklungsgeschichte ein. Die Eltern verhandeln den Namen des Helden, der auch dem Original seinen Titel gibt: „August“ bedeutet auch geachtet, erhaben, ehrwürdig, bewundernswert. Die deutsche Übersetzung des Titels ist etwas irreführend, denn die Geschichte spielt zwar in den Weiten Amerikas, in der wilden Natur, aber August ist alles andere als ein Draufgänger, sondern hält sich zurück und versucht, jeder Prügelei, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Er wächst auf der Milchfarm seines Vaters in Michigan auf, die Eltern haben sich auseinandergelebt. Später lassen sie sich scheiden und August zieht mit seiner Mutter nach Montana.

Im Grunde erlebt der Leser „nur“, wie ein junger Mann erwachsen wird, aber es gibt so großartige Schilderungen zum Beispiel wie August in der neuen Gegend herumschweift und eine Gruppe Jugendlicher von einer Brücke in den Fluss springen sieht, er sieht den Salto eines Mädchens im gelben Badeanzug. Sie haben großen Spaß und er könnte auch dazustoßen, aber tut es nicht. Natürlich will uns Wink damit die Einsamkeit dieses Jugendlichen zeigen, der durch die Trennung der Eltern aus seinem Zuhause gerissen worden ist. Callan Wink wird im Feuilleton mit Hemingway verglichen, aber im Roman kommen nicht diese „männlichen“ Helden vor, die der Natur trotzen, sondern es sind eher gebrochene Figuren, verhalten in ihrem Glück und Unglück. Die großartigen Sprachbilder und die Schilderungen von Landschaften, Flüssen und Seen, Schneestürmen sind so eine Art Blitzableiter für die Gefühle unseres Helden und der ihn umgebenden Personen.

Der Roman spielt in der Bush-Ära rund um 9/11 und man erkennt, dass Gewalt und Verschwörungstheorien nicht erst seit Trump in die USA kamen. Ein großer Roman, ein Debüt, das mich sehr bewegt hat. Ein unbedingt lesenswerter Text. Und man kann nur hoffen, dass Callan Wink noch eine Vielzahl derartiger Bücher schreibt.«

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