»Arno Geiger ist bekannt durch sein eindringliches Buch 'Der alte König in seinem Exil' über seinen demenzkranken Vater. Aber er hat noch viele andere schöne Romane geschrieben. Jetzt, nach einigen Jahren Abstinenz, erschien ein neuer Roman:
»Es gibt dunkle Geheimnisse, und es gibt glückliche Geheimnisse. Mein glückliches Geheimnis bestand fünfundzwanzig Jahre lang darin, dass ich in Wien ausgedehnte Streifzüge machte und die an den Straßen stehenden, für Altpapier vorgesehenen Behältnisse erkundete auf der Suche nach für mich Interessantem.«
So beginnt der neue Roman von Arno Geiger, in dem er – erfolgreicher österreichischer Schriftsteller im 55. Lebensjahr – auf sein Leben blickt. Nach der Lektüre würde man gerne mit ihm an der Hand durch Wien spazieren und erleben, wo er auf seinen nächtlichen Streifzügen gewesen ist. Dieser so sympathische Autor Arno Geiger erzählt im Rückblick, wie er als 24-jähriger Student in Wien in einem heruntergekommenen Haus lebt und nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügt. Er will Schriftsteller sein und werden. Um seinen Hunger nach Lesestoff zu stillen, beginnt er, die Papiercontainer in der Umgebung nach entsorgten Büchern zu durchsuchen. Dabei ist er sehr erfolgreich und begibt sich nun einmal wöchentlich für einige Stunden auf die Suche. Mit dem anschließenden Verkauf der Bücher auf dem Flohmarkt sichert er seinen bescheidenen Lebensstandard. Seine Suche ist nicht allein wirtschaftlich motiviert, in gewisser Beziehung befreit er sich und überwindet seine Scham, sich so wie die Menschen auf der Straße von den Resten, die die Gesellschaft übrig lässt, zu ernähren.
Aber es sind nicht nur Bücher, die ihn interessieren, auch weggeworfene Tagebücher und Briefe begeistern ihn. Es geht eine große Faszination aus von den Hinterlassenschaften der Menschen, deren Korrespondenzen, deren Notizen über ihr Leben. Einmal entdeckt er eine Briefmarkensammlung, die so wertvoll ist, dass er davon sehr lange leben kann – alle diese Erlebnisse und Fundstücke sind Anregungen und Inspiration für seine Bücher.
Mit feinem Humor und federleicht erzählt der Autor seine Geschichte. Außer den unzähligen Streifzügen in Wien erleben wir seine Liebesbeziehungen, den so lange herbeigesehnten Aufstieg als Schriftsteller und den Umgang mit den Eltern. Die Schilderung über die Demenzerkrankung des Vaters kennen wir alle aus dem Buch 'Der alte König in seinem Exil', das sich lohnt, noch einmal hervorzuholen.
Arno Geiger gewährt uns Einblicke in den Alltag eines Schriftstellers und in die Entstehungsgeschichten seiner Bücher, darüber hinaus verschweigt er aber auch nicht die Probleme mit seinem Verlag und Belastungen durch die plötzliche Berühmtheit. Ein sympathisch und philosophisch angehauchter Text zu unterschiedlichen Lebensthemen.«

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