Sie alle kennen den ehemaligen Strafverteidiger, von dem man sagt, er sei depressiv verstimmt. Der Spiegel nennt Schirach einen großen Erzähler, die New York Times schreibt, er sei ein außergewöhnlicher Stilist. Er wird mit Kleist und Kafka verglichen, als markante Stimme der europäischen Literatur gepriesen. Braucht es da noch die Einschätzung der Buchhändlerin? Dennoch hier eine kurze Einschätzung und Leseempfehlung.

"Der stille Freund" besteht aus 14 Erzählungen, die philosophisch angehaucht um existenzielle Situationen und schicksalhafte Zufälle kreisen. Sie sind detailliert und präzise formuliert. Der Begriff des stillen Freundes kommt aus dem Umfeld des Autoren - eine an den Anfang gestellte kurze Geschichte, wie sie schöner nicht sein könnte. Es geht um seinen Freund Massimo, der aus Zufall mit seinem Privatflieger abstürzt. Ich werde Ihnen jetzt nichts weiter davon erzählen, nur soviel: ich habe lange nicht mehr soviel Kluges über die Frage nach dem Sinn des Lebens, über das Leben an sich und über das Sterben gelesen. Diese Erzählung berührte mich tief, zeigt sie doch die Ungerechtigkeiten und das Rätsel des Lebens ohne einfache Antworten auf.

"Und dann, ganz plötzlich, wurde ihm klar, dass nur das Lebendige wahr ist, nur das Staunen, nur die Schönheit unserer Welt, dieser eine Moment. Er ging in ein Café, bestellte ein Cornetto, biss hinein und konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Massimo nannte diesen Moment später seinen "stillen Freund", zu dem er immer wieder zurückkehren konnte. Das verstand ich sehr gut." (S. 12)

Alle Geschichten haben einen hohen Unterhaltungswert. Durch Ihren philosophischen Unterbau, werden Sie meilenweit über das Gefällige emporgehoben. Hier lohnt sich eine zweite Lektüre.

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