»Einer meiner derzeitigen Lieblingsromane ist ein Klassiker von Vicki Baum, der deutsch-amerikansichen Schriftstellerin mit Wiener Wurzeln. Er erzählt von einer Heldin, die aus ihrer vermeintlichen Zerbrechlichkeit manipulative Macht über andere gewinnt und immer genau das bekommt, was sie will. Sie ist also das vermeintliche Reh, das so rücksichtslos durchs Leben geht und nimmt, was sie will. Sie verführt den Mann ihrer Schwester, treibt nicht nur San Francisco, sondern auch Wien zur Verzweiflung und sorgt dafür, dass sie stets das Beste bekommt und, dass man ihr noch dankbar ist, wenn man ihr das letzte Hemd schenken darf. Eine Frau, der man nicht in die Quere kommen will – und deren Ausstrahlung man sich doch bis zur letzten Seite nicht entziehen kann. Ein wunderbarer Schmöcker, der mit Raffinesse konstruiert ist. Vicky Baums Texte sind stets nahe an den Realitäten und zeichnen ein detailreiches Gesellschaftsbild ihrer Zeit. Besonders in diesem Roman beweist die Autorin ihre erstaunliche psychologische Beobachtungsgabe. Dabei psychologisiert der Text nicht wirklich, sondern treibt seine Handlung schwungvoll voran und spitzt sie immer weiter zu.«