Der Roman "Intimitäten" von Kitamura gehört zu den Entdeckungen der letzten Jahre. Die Autorin beginnt hier schon beim Titel, den Leser oder die Leserin zu verwirren, denn es geht letztlich nicht um intime Nähe, wir wir sie uns vorstellen, sondern um menschliche Beziehungen, Verbindungen überhaupt. Eine Frau dolmetscht die Aussagen eines Kriegsverbrechers, mit dem sie sich "verbunden" fühlt. Genauso ist es auch bei dem neuen Roman "Die Probe", der gerade erschienen ist. Der Einband ist blutrot und man liest, die Autorin habe sich Horrorfilme zur Vorbereitung angesehen. Ich muß auch gestehen, dass mich - bevor ich dies gelesen hatte - bei der Lektüre ein schauriges Gefühl beschlich. Am liebsten hätte ich das Buch zur Seite gelegt, konnte dann aber nicht, weil mich die Rafinesse der Konstruktion dieses Romans fesselte.

Was ist die Wirklichkeit? Was ist Realität?

Im Grunde kann man die Geschichte ruhig verraten, denn es kommt darauf nicht wirklich an, die Strucktur des Buches, die Idee, die Anordnung des Ablaufs machen den Reiz dieses Textes aus. Eine nicht mehr ganz junge, sehr erfolgreiche Theaterschauspielerin, die mit ihrem Mann glücklich verheiratet ist, trifft zufällig im Theater einen jungen attraktiven Schauspieler, der behauptet, ihr Sohn zu sein. Sie hat allerdings nie ein Kind zur Welt gebracht. Dieses Ereignis löst Unruhe und Unsicherheit in ihr aus. Alles Vertraute, die angenehme erprobte Lebensform wird in Frage gestellt, bricht zusammen. Im zweiten Teil kippt die Geschichte sogar ins Surreale, Unwirkliche. In einer Rezension las ich, dass die Realität verrutscht sei - eine treffende Beschreibung.

Dieses schmale Büchlein hat es in sich und ich kann Ihnen nur empfehlen, es zu lesen und sich darauf einzulassen. Der Verlag schreibt, es sei ein Vexierspiel zwischen Dichtung und Wahrheit - das ist nicht falsch.

Direkt weiter lesen?
Bestellen Sie das Buch hier in unserem Online-Shop.