Die englische Familie Morisson ist auf einer Reise mit dem Dampfschiff von Baden-Baden bis nach Köln. Dabei sind sind der anglikanische Reverend Charles und seine Frau mitsamt der 17-jährigen Tochter. Ebenfalls an Bord ist die ledige Schwester, Charlotte, die Hauptperson und Ich-Erzählerin. Als junge Frau hat sie sich in einen Mann verliebt, den ihr Bruder, der Reverend, nicht würdig für sie fand. Dieses Ereignis zieht sich wie ein roter Faden durch den kleinen Roman. Als Erbin könnte sie sich ein unabhängiges Leben leisten, doch ihr bisheriges Dasein stand stets im Dienst anderer, eine Rolle, die ihr auch hier auf der Reise wieder zufällt.

Die äußere Reise, die übrigens größtenteils in Bonn spielt mit einem Aufstieg zum Drachenfels, vorher Überfahrt nach Königswinter, wird verwebt mit der psychischen Wandlung dieser Frau. Sie steckt in viktorianischen Seelennöten, denn sie kämpft mit den familären Erwartungen, der unerfüllten Liebe und politischer Unterdrückung.

Wir erleben wie Charlotte sich auf dieser Reise verändert, wie sie ihre Haltung zum Leben überdenkt, ihren Platz darin und ihre Zukunft. Aus heutiger Perspektive wirkt dies oft fremd, ich hatte hin und wieder den Drang, sie zu schütteln, doch endlich ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Betört wurde ich von den poetischen Landschaftsbildern entlang des Rheins.

Die "Rheinreise" ist ein feinfühliger Roman über gesellschaftliche Konventionen, Reue, und die Chance auf einen Neuanfang.

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