»Mitten in Wien, umgeben von einer hohen Mauer steht ein ehrwürdiges Gebäude. Dort, im Marianum trifft man auf für ein Privatgymnasium typische Gestalten: Schüler*innen aus reichen Elternhäusern und Lehrkräfte, die versuchen diesen den Weg zum Medizin-, Jura- oder BWL Studium zu ebnen. Besonders eifrig und gefürchtet ist dabei der Lehrer Dolinger, der Einschüchterung und Bloßstellung auch im 21. Jahrhundert noch als angemessene pädagogische Maßnahmen sieht. Eines seiner beliebtesten Opfer ist Till, dem die nötige Sprachbegabung fehlt, um beim Deutsch- und Französischlehrer Dolinar hoch im Kurs zu stehen. Er ist gut in Mathe und ganz besonders gut ist Till in Age of Empires 2. Ein Strategiespiel, was in den frühen 2010ern nur noch eine kleine, aber lebhafte kompetitive Szene innehält. Eine Szene, in der Till sich unter den besten 10 Spieler*innen weltweit tummeln kann.

Mit Till an der Hand führt Tonio Schachinger uns durch das Österreich der 2010er Jahre. Wenn Till älter wird, Freundschaften schließt und verliert, anfängt zu rauchen und sich das erste mal verliebt, altert Österreich mit. Von Austrofaschismus und Ibiza-Affäre bis hin zu Corona: Schachinger schreibt eine Gesellschaftsstudie und natürlich auch einen erfrischend ruhigen, unaufgeregten Coming-of-Age Roman. Aber vor allem schreibt er eine Erinnerung. Nicht unbedingt an seine eigene, aber an all diese Schulzeiten, ob sie nun in Wien oder anderswo stattfanden. Eine Erinnerung daran, dass wir mehr sind, als was uns vorgegeben scheint und die Schulzeit manchmal ›die Hölle [war], du Idiot‹. Eine Erinnerung, dass wir Vergangenes nicht verklären dürfen, damit sich irgendwann einmal etwas ändert.«

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