»Wie Sie wissen, brenne ich für irische Autoren und Autorinnen. Auf meinem Stapel der zu lesenden Bücher lag schon lang die sehr bekannte irische Autorin Maggie O'Farrell, die zu den wichtigsten irisch-britischen Autoren mit vielen Auszeichnungen gehört. Ihr Leben wurde von Anfang an vom Tod bestimmt: im Alter von 8 Jahren starb sie beinah an einer unbekannten Virusinfektion, mit 15 ebenfalls aus Übermut und Freiheitsdrang beging sie einen törichten Fehler usw. An den unterschiedlichsten Orten, zu unterschiedlichen Zeiten lenkte der Tod Maggie O'Farrells Leben. Auch daraus hat sie ein Buch gegossen, eine tiefgründige, außergewöhnliche Geschichte "17 Begegnungen mit dem Tod". In ihren wunderbaren Romanen - fünf sind es inzwischen - zeigt sie sich als Expertin für schwierige, oft toxische Beziehungen.

Eine Chronik menschlicher Beziehungen
Sei es in ihrem Shakespeare Roman "Judith und Hamnet" oder "Porträt einer Ehe", eine Geschichte am Hof der Medici, sie schildert Ehen und ihre zwischenmenschlichen Unterströme, beschreibt plötzliche Bedrohungen des Miteinanderlebens.

Ein Roman im Hier und Jetzt
In ihrem neuen Buch "Hier muss es sein", im Original schon 2016 erschienen, stehen im Mittelpunkt Daniel, Linguistikprofessor, und Claudette, ehemals weltberühmte Schauspielerin, die während der Dreharbeiten zu einem neuen Film aus diesem Leben flüchtete und verschwand. Die beiden treffen sich eher zufällig in einem einsam gelegen Haus auf dem irischen Land, heiraten und leben viele Jahre glücklich zusammen. Beide haben aus erster Ehe Kinder, natürlich eine bewegte Vorgeschichte. Als er zu einem Familientreffen in die USA fliegt, holt ihn seine Vergangenheit ein: eine desaströse erste Ehe, zwei verlassene Kinder und eine tote Geliebte. Daniel stürzt ab: Alkohol, Drogen, Orientierungslosigkeit. Nach seiner Rückkehr findet er ein leeres Haus vor.

Was interessiert die Autorin?
Die Autorin interessiert der Zerstörungsprozess, der durch Verschweigen, Verdrängung von Fehlern eine Beziehung von innen heraus zersetzt. Diesen Prozess erzählt sie spannungsreich, humorvoll, mit viel Sympathie für ihre Figuren. Dabei wechselt sie immer wieder sprungartig die Zeiten, Orte und Perspektiven. Wie in einem Bilderbogen blättert Maggie O'Farrell die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen auf, erläutert und lässt sie von den Kinder aus erster Ehe, von Claudette und ihrem Sohn, von alten und neuen Freunden kommentieren. Aus der Vielstimmigkeit mit interessanten Nebenhandlungen schafft sie ein stimmungsvolles bewegendes Ganzes. Am Ende haben wir das Bild zweier Menschen, die trotz ihrer Versäumnisse zueinander und ineinander Trost gefunden haben. Ich lese diese detailfreudige Erzählung, die fast sinnlich miterlebbar ist, mit großem Vergnügen. Maggie O'Farrell gelingt hier erneut ein spannender Unterhaltungsroman, voller Witz und geschmeidiger Erzählweise.«

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