»Grausamkeit. Zuschauen, wie etwas Schönes zerfetzt wird.«
Mit diesem programmatischen Satz beginnt der Roman. Hintergrund ist das bürgerliche Leben einer wohlhabenden deutschen Familie, deren Reichtum auf die Vorfahren begründet ist. Abgesehen von den menschlichen Konflikten dieser gut situierten Familie, die mit ihren Beziehungen und menschlichen Verflechtungen vor dem Abgrund steht, haben wir es hier mit dem Nachdenken über ein Kunstwerk bzw. über Kunst allgemein zu tun.

Ein passionierter Erzähler
Martin Mosebach, bekannt für seine Liebe zur Kunst des 19. Jahrhunderts, nutzt als spiegelbildliches Gegenüber das Stillleben „Tote Feldtaube und Wildente“ des 1902 verstorbenen Frankfurter Künstlers Otto Schloderer. Das Bild zeigt zwei an Schnüren herabhängende schwere Geflügelkörper. Die Eigentümerin des Bildes (im Roman) und des Anwesens, der Kunst nichts bedeutet, will das Stillleben verkaufen, um mit dem Erlös die Dachsanierung zu finanzieren. Ihr Mann möchte das Gemälde unbedingt behalten, weiß aber nicht, wie er den Kauf finanzieren soll.

Was macht ein gutes Kunstwerk aus?
Dies ist eine der zentralen Fragen des Buches: Ist es seine besondere Stellung im Verlauf der Kunstgeschichte? Sein Entstehungskontext? Seine formale Perfektion oder die gelungene Repräsentation des Dargestellten? Der Wert, den es auf einer Kunstauktion erzielen könnte? Ist die Qualität eines Kunstwerks also etwas, das nur dem Eingeweihten ersichtlich ist, der viele Jahre seines Lebens damit verbracht hat, Kunst sehen zu lernen und künstlerisch Bedeutendes von bloßem Kitsch zu unterscheiden? Oder ist es vielmehr das Potential eines Kunstwerks, dem Betrachter als Erkenntniswerkzeug zu dienen, ihm neue Bezüge zu eröffnen und damit letztlich seine eigene Welt neu zu erzeugen?«

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