»Die koreanische Illustratorin Zo-o wurde 1988 in Gunpo in der Provinz Gyeonggi-do in Südkorea geboren. In ihrem Heimatland gilt sie als eine der talentiertesten Neuentdeckungen, gewann renommierte Preise. Seither hat sie an verschiedenen Independent-Projekten mitgearbeitet und 2020 ihr erstes Bilderbuch veröffentlicht. Im Urachhausverlag ist es gerade erschienen.

Wir haben ein stilles Bilderbuch vor uns. Auf der ersten Doppelseite entdecken wir die Hauptperson, eine freundliche Krähe, die recht zuversichtlich im leeren Raum steht und in „ihre“ Ecke blickt. Sie setzt sich, legt sich wohlig in die Ecke und findet, es muss schöner und gemütlicher in ihrer Umgebung werden. Bisher kommt das Buch noch ohne Worte aus. Wir erleben auf jeder Seite, wie sich dank der Krähe die leere Ecke langsam mit gemütlichen Gegenständen bevölkert. Ein Sessel wird in die Ecke geschoben, ein Bücherregal mit Büchern etabliert, eine Stehlampe, ein kleiner runder Teppich und eine Pflanze. Hier kann Krähe prima lesen, aber es fehlt noch etwas. Das Lebendige – die Pflanze – wird mit Wasser versorgt, ihr Licht und Raum gegeben. Und wir haben zwei Drittel des Buches durchgeblättert, da weitet sich der Raum nach oben, wird größer, bekommt Tiefe. Die Pflanze ist zur vollen Größe gewachsen und wird von der kreativen Krähe betrachtet. Doch auch selbst nach der Etablierung eines Fensters fehlt der gemütlichen Wohnstube noch etwas. Ja, natürlich, es fehlt die Gesellschaft.

Was wären wir ohne Freunde, ohne die Sonne und die große bunte Welt? Zwar brauchen wir einen eigenen Raum, einen Rückzugsort, der Geborgenheit bietet, aber wir brauchen auch unsere Mitmenschen. Innen und Außen müssen zueinander passen, damit wir glücklich sein können. In unserem Silent Book öffnet Krähe das Fensters. Und da grüßt schon ein Ebenbild mit Hallo! Ein humorvolles und nachdenklich stimmendes Bilderbuch nicht nur für Kinder. Ich liebe es!

Die „Ecke“ erschien in Korea, als von Lockdown und Kontaktbeschränkungen noch keine Rede war. Inzwischen wirkt diese Geschichte wie eine Chronik der Pandemie: Wir richten uns ein, notfalls ganz allein. Und doch wünschen wir uns nichts sehnlicher als den Moment, in dem wir sinnbildlich das Fenster öffnen und endlich wieder Kontakt aufnehmen können!«

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