»Es gibt Bilderbücher, die sofort zu uns sprechen. Das sind die der Künstlerin Antje Damm. Sie hat selbst 4 Töchter, mit denen sie in der Nähe von Gießen in einem alten Fachwerkhaus lebt. Meiner Ansicht nach ist sie die kreativste und inspirierteste Illustratorin Deutschlands neben der Berliner Künstlerin Nadia Budde. Ihre Bilderbücher schreibt und illustriert sie selbst. Und sie ist der Meinung, dass Bücher den Kindern Lust machen sollen, Fragen zu stellen und zum Neugierigsein verleiten sollen. Sie behandelt in ihren Büchern allgemein menschliche und gesellschaftliche Fragen. Gerade ihre letzten Arbeiten zeigen sie als Kinderphilosophin. Als Kinderbuchautorin müsse man Grenzen überschreiten, so Damm: „Ich kann es nicht leiden, wenn man Kindern nichts oder wenig zutraut. Ich finde, man kann sie mit beinahe allen Themen konfrontieren, wenn man sich Zeit nimmt mit ihnen darüber zu reden.“ Zwei meiner Lieblingsbücher von Antje Damm aus einer ganzen Reihe an kreativen Geschichten möchte ich besonders hervorheben.

„Warten auf Goliath“. Ein Bär sitzt neben einer Bushaltestelle auf einer Bank und wartet auf seinen Freund. Er lässt alle, die vorüberkommen wissen, dass er auf Goliath warte. Der sei stark und schlau. Endlich kommt ein Bus - doch keiner steigt aus. Aber der Bär ist sich sicher: Sein Freund kommt. Der lässt mich nicht im Stich! Der Bär wartet geduldig weiter. Die Rotkehlchen sind schon gen Süden geflogen und der erste Schnee fällt. Als Bär aus einem langen Schlaf erwacht, hört er ein Geräusch. Tatsächlich: Goliath ist da. Und der Leser ist erstaunt zu sehen, wer Goliath ist: Eine kleine Schecke.

„Die Wette“ fußt auf der Behauptung des Mädchens Lilo, dass Pflanzen spüren, wenn man sie liebt und dann auch besser wachsen. Heim aus der Gärtnerei ist ein Spezialist für Pflanzen, aber er glaubt nicht an Lilos Theorie und gibt seiner Pflanze nur Wasser und Licht. Lilo hingegen gibt ihrem Pflänzchen Zuwendung und Liebe, spielt ihr sogar etwas auf der Flöte vor. Und Sie können sich vorstellen, wer die Wette gewinnt. Auch in diesem Kinderbuch beschreitet Antje Damm in der Gestaltung neue Wege und wirft damit auch einen neuen Blick auf die Natur.

Antje Damm erzählt ihre Geschichten mit einer besonderen Technik. Die Szenen sind nicht gezeichnet, sondern wie in einem Bühnenbild eines Theaterstücks inszeniert und fotografiert. Antje Damm hat die Figuren und einzelnen Gegenstände auf Karton aufgezeichnet, ausgeschnitten, geformt und koloriert. Der Leser blickt ins Zimmer oder ins Gewächshaus, sieht die Bank, die Straße, den Baum, das Vögelchen - alles in Miniatur. Er taucht sofort ein, bekommt Lust, die Dinge zu berühren. Die Bilderbücher sind für Kinder ab 3 Jahren, aber Antje Damm ist der Meinung, dass auch Erwachsene in ihren Bilderbüchern etwas Besonderes finden. Darin kann ich sie nur bestärken.«

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