Zusätzliche Information
Titel | Die endlose Stadt |
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Autor | Ulla Lenze |
ISBN | 9783627002107 |
Bibliographische Angaben | Hardcover, 320 S., Frankfurter Verlagsanstalt |
19.90 €
»Ulla Lenze, unsere ehemalige Stadtschreiberin in 2020, hat in den beiden großen Städten Istanbul und Mumbai gelebt, in denen ihr Roman ›Die endlose Stadt‹ hauptsächlich spielt. Das Buch ist 2015 erschienen und als ich es die Tage wieder las, fand ich es heute noch so aktuell wie damals, denn es geht um Kunst und Wirtschaft, um die Frage, ob der Künstler sich ›kaufen‹ lässt, sich instrumentalisieren lassen darf. Und es geht um das Elend in den Megastädten.
Bei Ulla Lenze stehen die zwei Frauen Holle und Theresa im Zentrum. Holle ist Anfang dreißig, Fotografin und Künstlerin, die sich darauf spezialisiert hat, in großen Städten menschleere Ensembles zu fotografieren. An Orten wie Istanbul solch ein Motiv zu finden, fällt allerdings schwer, da alles in Bewegung ist. In Mumbai arbeitet sie in den Elendsvierteln. Dort kämpfen viele Menschen um geringfähige Beträge, damit sie von Stunde zu Stunde überleben können. Ein bloßes Trinkgeld bedeutet ihnen viel, doch Holle gibt ihren Statisten keines. Denn das Trinkgeld korrumpiert ihrer Meinung nach das abgelichtete Objekt. ›Ist Kunst sozialkritisch, ist sie keine Kunst mehr‹, siniert Holle.
Die Journalistin Theresa, die zeitweise Holles Wohnung in Mumbai in Anspruch nimmt, hat mit ähnlichen Widersprüchen zu kämpfen. Sie begleitet z. B. ihren alten Mentor August zu einem Interview mit einem Slumbewohner, dessen Tochter bei einem Verkehrsunfall beide Beine verloren hat. Zehn Minuten dauert das Gespräch, dann hat er seine Story, die er anschließend für hohe Summen einer Zeitung verkaufen kann.
Holle lebt stets am Existenzminimum. Sie ist geschmeichelt als ihr der reiche Bauunternehmer und Kunstsammler Wanka drei Bilder für fünfzehntausend Euro abkauft und ihr anbietet, einen Studienaufenthalt in Mumbai zu finanzieren. Doch der Handel ist äußerst fragwürdig, denn Wankas Geschäft ist die Gentrifizierung, die den Abriss von Slums beinhaltet. Kritische Kunst ist für ihn Dekoration und Investition. Aber er ist nicht unsympathisch, sondern charmant, souverän und ein kluger Gesprächspartner.
So sind Theresa und Holle so etwas wie Doppelgängerinnen. Sie wissen: ›Kein Text, kein Bild wird jemals dem gerecht, was wirklich ist‹, keine Kunst an der Grenze zwischen Orient und Okzident kann unschuldig sein. Ulla Lenze hat diesen Roman mit großer Finesse und klarem Blick auf die Städte Istanbul und Mumbai geschrieben. Sie verdichtet gewissermaßen essayistisch die Handlung und schafft damit einen kritischen Kommentar zur Kulturpolitik des Westens.«
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Titel | Die endlose Stadt |
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Autor | Ulla Lenze |
ISBN | 9783627002107 |
Bibliographische Angaben | Hardcover, 320 S., Frankfurter Verlagsanstalt |