»›Wenn es Pflanzen und Blumen gibt, die ungeschickt und unglücklich sind, so ist doch keine vorhanden, die ohne jede Klugheit und Erfindungsgabe wäre. Alle streben danach ihre Aufgabe zu erfüllen; alle haben den prächtigen Ehrgeiz, die Erdoberfläche zu überziehen und zu erobern, indem sie die Daseinsform, die sie darstellen, unendlich vervielfältigen.‹

So beginnt der wirklich hübsche Text ›Die Intelligenz der Blumen‹. Maurice Maeterlinck, belgischer Lyriker, Dramatiker und Essayist, hat ihn 1907 geschrieben. Er zählte damals zu den berühmten europäischen Autoren, erhielt für sein Werk 1911 den Nobelpreis.

Heute sind die Titel zahlreich geworden, die sich in der einen oder anderen Form mit so etwas wie intelligentem Verhalten von Pflanzen befassen. Aber gerade vor diesem Hintergrund lohnt der Griff zu diesem Bändchen. Was das Buch interessant macht, sind seine Erklärungen, warum Blumen ihren bestäubenden Insekten mehrere Millimeter lange ›Stempelrohre‹ ins haarige Fell stecken, warum Pflanzen Samen bis zu vier Meter ›spucken‹ können und was es mit sterbenden Blättern zur Befruchtung auf sich hat. Auch über den Salbei beispielsweise erfährt man, wie raffiniert sich die Natur seine Befruchtungsmechanismen ausgedacht hat. Maeterlinck spricht von der Intelligenz der Pflanzen, von ihrem Willen, ihrer List und Gedanken, die nur um das eine kreisen - Fortpflanzung, Vervielfältigung. Er legt in einer sehr schönen Sprache dar, dass wir die ›Techniken‹ der Pflanzen verstehen und mit unseren eigenen Anstrengungen vergleichen können. Sind wir doch in einer gemeinsamen Welt verankert, das hatte 1907 einen anderen Klang als heute, aber überholt ist es nicht.«

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