»Gelbe Chrysanthemen, eine gängige Zierpflanze, die aus Ostasien kommt, zieren den Umschlag des neuen Romans. Damit ist das Land bezeichnet, in dem die Geschichte angesiedelt ist: Eine stilisierte 16-blättrige Chrysanthemenblüte, die als kaiserliches Symbol in Japan dient. Dies gibt uns ebenfalls einen Hinweis auf die Autorin, die einen österreichischen Vater und eine japanische Mutter hat. Milena Michiko Flašar hat mich mit zwei Phänomenen der japanischen Kultur vertraut gemacht, die mir nicht bekannt waren: Hikikomori und Kodokushi.

Suzu, eine 25-jährige junge Frau, die keine Kontakte ausgenommen ihrem Hamster hat, ist an einem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen. Ihr Wunsch, in der Großstadt zu studieren, hat sich zerschlagen. Menschliche Nähe ist ihr unangenehm, Gesellschaft im herkömmlichen Sinn unerwünscht. Diese Art der selbst gewählten Isolation nennt man im japanischen "Hikikomori". Sie lebt in einer kleinen Wohnung, hat kaum Kontakt zu anderen Menschen und verliert zu allem Übel noch ihren Job. Sie denkt darüber nach, wie es wäre, wenn man sie einfach als Gerippe zu Hause finden würde. Solche Fälle von „einsamen Tod“ - "Kodokushi" - gibt es in Japan viele. Die Verblichenen bleiben mitunter jahrelang unentdeckt. Hierfür gibt es bestimmte Firmen, die diese Wohnungen gründlich säubern. Eher zufällig bewirbt sie sich für eine solche Arbeit. Sie bekommt die Stelle. Ausgerechnet diese makabre Tätigkeit hilft ihr, ins wahre Leben wieder zurückzufinden. Im Angesicht des Todes erfährt sie von und mit ihren Kollegen Werte wie Mitgefühl und Empathie.

Eine unglaubliche Konstruktion, die die Autorin wagt und sie vermittelt sie auf so einzigartige Weise, spritzig und humorvoll, dass die Schwere der Themen uns nicht verzweifeln lassen. Auch erleben wir, wie es für diese einsame, abgehängte junge Frau einen Ausweg gibt und der Tod und das Danach seinen Schrecken verlieren, nämlich im Miteinander. Es sind liebenswerte, skurrile Charaktere, die nicht nur über den Tod sprechen, sondern auch zusammen ein Kirschblütenpicknick organisieren. In diesem zunächst widerwilligen Miteinander erlebt Suzu, wie viel Spaß es macht, sich anderen zu öffnen. So ist der Roman nicht nur ein gleichermaßen unterhaltendes wie tiefgründiges Werk über Leben und Tod, sondern auch eine Erinnerung daran, dass Menschen überall auf der Welt mit Problemen wie sozialer Isolation, Ausgrenzung und Einsamkeit kämpfen. Danke Milena Michiko Flašar!«

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