»Mit ihrem Debütroman »Wunder« wurde Raquel Jaramillo unter ihrem Pseudonym Raquel Palacio international bekannt. Die Geschichte des 10-jährigen August, dessen Gesicht von Geburt an aufs Schlimmste entstellt ist, erschien bereits 2013 in Deutschland und berührt seitdem viele Leserinnen und Leser.

Anfang dieses Jahres erschien nun ein neues Buch der US-Autorin, dessen Intensität ebenso unter die Haut geht, wie man es von ihrem hochgelobten Debüt bereits gewohnt ist.
»White Bird« hat im Grunde nichts mit »Wunder« zu tun. Weder Handlung noch die literarische Gestaltung ähneln einander. Und doch trifft man auf einen alten Bekannten: Julian. Julian war in »Wunder« Augusts ärgster Mobber und kommt alles andere als sympathisch rüber. In »White Bird« – wo man anfangs nicht erfährt, dass es sich um denselben Julian handelt – ahnt man bestenfalls, dass er in der Schule aneckt. Im Grunde macht er einen netten Eindruck! Er nimmt sich nämlich für ein Schulprojekt vor, seine Großmutter zu interviewen. Eine Person darstellen, die ein beeindruckendes Leben hatte, ist die Aufgabenstellung.

Da die Großmutter in Paris lebt und Julian in den USA, lauscht man sozusagen einem Telefoninterview über die unglaubliche Geschichte einer jungen Jüdin, die sich vor den Nationalsozialisten im besetzten Frankreich verstecken musste. Es wird kapitelweise zwischen heute und früher gewechselt und wir erfahren die Ängste eines jungen jüdischen Mädchens sowie die Gefühle einer Frau, die auf ihr bewegtes Leben zurückschaut und ihrem Enkel Einblicke gewährt, die sie bislang mit niemandem teilte.

Man ist am Ende des Buches den Tränen nah und doch so zuversichtlich. »White Bird« ist ein Buch für alle ab 11 Jahren und hat wieder einmal das Potential, ein sehr ernstes Thema für junge Menschen spannend und interessant zu machen. Ein Buch, das man nicht mehr aus den Händen legen mag.«
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