„Das Träumen ist ein Privileg der Reichen“, so heißt es unverblümt in Zhang Yueran's Roman Schwanentage. Yu Ling kümmert sich hingebungsvoll um den kleinen Kuan Kuan, Spross einer reichen Familie in Peking. Ihre Beziehung zu den reichen und politisch vernetzten Eltern ist kompliziert. Sie delegieren und absentieren und schaffen es gleichzeitig, ihren einzigen Sohn zu verhätscheln. Für ihren Einsatz erntet Yu Ling als höchste Auszeichnung den Neid der Mutter. Als sie schließlich unter Einfluss ihres nichtsnutzigen Freundes Kuan Kuan entführen möchte, geraten die Dinge aus den Fugen.
Yu Lings Fürsorge für Kuan Kuan verschiebt für sie nicht nur die Grenzen zwischen Arbeit und Familie, sondern hebt auch ein Herzstück des Romans hervor: Wie weit gehen wir, wenn so vieles im eigenen Leben entbehrlich scheint? Und was, wenn wir mittendrin eine ganz andere Entdeckung machen?

Yuerans Sprache ist präzise und reduziert. Die beißende Trockenheit bereitet Freude beim Lesen. "Schwanentage" erinnert an den Modernismus, verwoben mit einem Fokus auf die ungeschriebenen Leben junger Menschen im urbanen China des 21. Jahrhunderts.

Selbstlosigkeit und Opfer, so lernt sie, werden selten belohnt. Es ist eine gesellschaftliche Verwilderung im Namen der Raffgier und des Zugzwangs, in der auch die absurde Komik eines plötzlich auf den Plan tretenden Schwans ins Bild passt.
Als einer der als Post-80s Generation bekannten chinesischen Autorinnen schreibt Yueran von den Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen in einem System, das die Mittellosen gegeneinander ausspielt – und von unerwarteten Befreiungen.
Eine große Empfehlung!

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