»Wissen Sie, was ein Humanist ist? Wissen Sie, dass im 21. Jahrhundert Humanisten immer noch in Teilen der Welt verfolgt und getötet werden? Humanistisches Gedankengut, so erläutert Sarah Bakewell in ihrem Buch »Wie man Mensch wird«, hat sich in vielen Kulturen und Epochen entwickelt. Es existierte in der einen oder anderen Form, seit unsere Spezies entstanden ist. Allen gemeinsam ist die Vorstellung, dass das menschliche Leben nicht übernatürlich, sondern irdisch ist. Glück ist das einzige Gut. Die Zeit, um glücklich zu sein, ist jetzt. Der Ort, um glücklich zu sein, ist hier. Die Humanisten wie Manetti, Terenz, Protagoras oder Konfuzius verbindet ein Interesse an dem, was Menschen zu tun imstande sind und die Hoffnung, dass wir mehr tun können. Sie legen Wert auf Studium und Wissen. Sie vertreten eine Ethik, die sich auf die Beziehungen zu anderen Menschen bezieht und sich auf die irdische, sterbliche Existenz statt auf ein erhofftes Leben nach dem Tod stützt.

Mit diesen wenigen zusammenfassenden Sätzen kann man schon etwas anfangen. Sarah Bakewell beginnt nun eine große Tour durch die Geschichte
des humanistischen Denkens. In spannenden, ja brillanten Porträts von Dante über Petrarca, Boccaccio bis zu Bertrand Russell und den heutigen Denkern, die sich Humanisten nennen, beschreibt und stellt sie die klugen Köpfe wie in einem Bilderbogen dar. Der Leser lernt daraus, dass Humanismus keine Schule ist, die sich auf ein paar Lehrsätze reduzieren lässt. Bakewell beschreibt den Humanismus als das Bestreben, ohne Gehhilfen wie Religion, Autonomie und auch ein gutes Leben zu erreichen. Natürlich spricht sie auch über Religion, aber es geht der Autorin tatsächlich darum, die Lebenswelten und Weisheiten berühmter Humanisten wieder erstehen zu lassen.

Baldassare Castiglione (1478-1529) ist etwa ein Beispiel, Autor des »Cortegiano« und Erfinder der »Sprezzatura«, also einer Eleganz, die sowohl geistig als auch gesellschaftlich und körperlich sein soll. Auch wichtige Frauenporträts gibt es in dem Band, etwa über Olympe de Gouges (1748-1793), über Mary Wollstonecraft (1759-1797) und Emilie du Châtelet (1706-1749). Wie schon in ihren Vorgänger-Biographien über Montaigne und die Existenzialisten begeistert Sara Bakewell mit ihrer heiteren, spannenden und persönlichen Darstellung vieler gelehrter Geister. Ein Schmöker, der uns klüger macht.«

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