»Es gibt von Alain Claude Sulzer viele Romane, die sich lohnen zu lesen. Für mich war der Einstieg in sein Werk ein Roman, den er 2010 geschrieben hat, »Zur falschen Zeit«. Ein meisterlich komponierter Text, der die langsame Enthüllung über Leben und Tod des Vaters eines 17-jährigen Jungen, der in der Schweiz lebt, erzählt. Der junge Mann hat seinen Vater nie kennengelernt, macht sich aber auf die Spurensuche. Auf einer Fotografie, die den unbekannten Vater mit einer Uhr am Handgelenk zeigt, entdeckt er dass die Uhr eine Zeit zeigt, zu der kein Fotograf arbeiten würde. So fährt er nach Paris in das Fotostudio, um herauszufinden, dass sein Vater homosexuell war. Er findet das Daseinsparadox eines Mannes heraus, der in den schwulenfeindlichen Fünfzigerjahren am versuchten Doppelleben scheitert. Innerlich zerrieben von dem Wunsch, einerseits dem Gebot seines Eros zu folgen und andererseits den Erfordernissen einer normalbürgerlichen Existenz zu genügen.

Es ist aber auch eine Geschichte vom Erwachsenwerden, die der Schweizer Sulzer uns hier erzählt und sie wird mit jener erstaunlichen Behutsamkeit und Delikatesse vorgebracht, die wir von diesem Autor gewohnt sind, der seit Jahren vielen Literaturliebhabern ein Begriff ist. Vor allem aber darf Alain Claude Sulzer als einer der stilsichersten, subtilsten und gleichzeitig eigenwilligsten Prosaautoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gelten.«

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