»Das Schöne nennt der große Erzähler Michael Köhlmeier sein kleines aber feines Büchlein über die Kostbarkeiten der Literatur.

Er beginnt mit einem Zitat aus einem der berühmtesten Romane des 19. Jahrhunderts: "Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche ist auf ihre Weise unglücklich". Sicherlich haben Sie sofort erkannt, in welchem Roman dieser kleine Satz steht. Es ist der berühmteste Anfang in der Romanliteratur - natürlich in Anna Karenina.

59 "Begeisterungen" sind kurze essayartige Betrachtungen, die meisten davon sind knappe Hymnen auf Werke der Literatur, auf bekannte und weniger bekannte. Köhlmeier selbst bringt sich ein, indem er von eigenen Erinnerungen erzählt, etwa beim "Amerikanischen Idyll" von Philip Roth.

"Kein Buch hat mich so erschüttert wie dieses. Ich wachte in der Nacht auf, und mir war, als hätte ich all das nicht in einem Buch gelesen, auch nicht geträumt, sondern erlebt, und die Brust war mir eng."

Die Auswahl der hier beschworenen Texte ist natürlich willkürlich, vielleicht nicht ganz, es sind alles Werke, mit denen der Auter etwas Persönliches verbindet, die in ihm vielleicht etwas ausgelöst haben. Da finden sich Ausflüge zu Wilhelm Busch, zum "Struwwelpeter" und zu Erich Kästners "Das doppelte Lottchen" ebenso wie Ausführungen zu Dostojewski, Tolstoi oder Heinrich von Kleist und dessen Erzählung "Michael Kohlhaas":

"Man kann nicht anders, als diese Geschichte bebenden Herzens in einem Zug zu lesen."

Köhlmeier möchte uns verführen, das Schöne von unterschiedlichen Seiten zu betrachten, und sei es über den Umweg des Abstoßenden, etwa den Krieg. Er zeigt uns damit, was jede und jeden von uns als Einzelne betrifft, aber auch als gesamte Menschheit. Das ist auch ein Merkmal von großer Kunst, wie es keine künstliche Intelligenz zustande brächte. Oder?«

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