»Vor hundert Jahren, am 3. Juni 1924, starb Franz Kafka, einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Wenn wir heute seine Texte lesen, so werden wir feststellen, dass sie nichts von ihrer Eindringlichkeit und Faszinationskraft verloren haben. Seine Sprachbilder vergisst man nicht so schnell, wenn er das Erleben des Menschen in seiner absurden und undurchschaubaren Umwelt und Gesellschaft darstellt. Wir sprechen von kafkaesk, ein Adjektiv, das diese Zustände und Situationen beschreibt. Und jeder, der einmal Kafkas Erzählungen gelesen hat, weiß, was gemeint ist.

Eine Biographie?

Viele Biographien wurden über Kafka geschrieben und für Leser ist es nicht einfach, ein allumfassendes Bild zu bekommen. Wie kann man einem Genie wie Kafka gerecht werden? Deshalb habe ich mich gefreut, dass Rüdiger Safranski sich auf den Dreh- und Angelpunkt im Leben Kafkas konzentriert hat. Er schreibt das im Untertitel: "Um sein Leben schreiben." Dies ergibt dann letztendlich eine angemessene, gut lesbare Deutung von Werk und Leben.
Über die Quintessenz von Kafkas literarischen Dasein spricht Safranski schon zu Beginn seines Buches und zitiert Kafka: „Ich habe kein literarisches Interesse, sondern bestehe aus Literatur, ich bin nichts anderes und kann nichts anderes sein.“ Oder an anderer Stelle: "Ich habe nicht gelebt, ich habe nur geschrieben."
Das ist natürlich nur ein gewisser Aspekt, den sich Safranski herausgreift, aber meines Erachtens der wichtigste, legitimste. Und so stellt er eindringlich und gelehrt das Leben Kafkas in Bezug auf sein Schreiben dar.«

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